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Fotogalerie & Wissenswertes zum Werdegang
der Fahrschullehrmodelle
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Für alle die noch nie von diesen Modellen gehört haben
oder erst, als sie ein Modell durch welchen Zufall auch immer in ihren Besitz
bekommen haben und noch gar keine Informationen darüber haben, habe ich hier
etwas zur Geschichte und im Anschluss die wichtigsten Eckdaten kurz zusammen gefasst:
Die Geschichte der Funktionsmodelle
Quelle:
Trödler & Sammler Journal Ausgabe: August 2002 Verfasser des Artikels: Reinhard Bogena
Ein wesentlicher Teil des Unterrichts an den früheren Chauffeursschulen bezog
sich auf die Begutachtung der Technik des Fahrzeugs. Man vertrat die
Überzeugung, dass derjenige, der Einblicke in die Funktionsweise von
Kraftübertragung und Lenkung gewonnen hatte, den schonenden Umgang damit
leichter erlernen konnte. Als Fahrschüler fand man sich deshalb im technischen
Unterricht nicht selten unter dem Wagen liegend vor. Die Problematik dieser Art
der Wissensvermittlung (sie war unkomfortabel und im eigentlichen Sinne nicht
immer ganz sauber) erkannte Werner Degener, seit 1934 Inhaber eines
Fahrschul-Lehrmittel-Verlages, der auf Kraftfahrausbildung und
Verkehrserziehung ausgerichtet war. Anlässlich einer kleinen Ausstellung wurde
Degener auf Emil Höhm aufmerksam, der sich mit einem Opel-Autohaus in Letmathe/Iserlohn
selbstständig gemacht hatte. Gemeinsam entwickelten sie bald ein Modell, an dem
die technischen Funktionen des Kraftwagens anschaulich zu demonstrieren waren.
HÖHM-MODELL Sie profitierten dabei von Höhms Erfahrungen, die er Jahre zuvor in
Friedrichshafen beim Luftschiffbau gesammelt hatte. Seine ersten Modelle waren
Flugmotoren, unter anderem für den Focke-Hubschrauber. Da Höhm als Händler
über technische Unterlagen aus dem Hause Opel verfügte, diente der in jener Zeit
gebaute Opel Admiral als Vorbild für ein Fahrgestell-Modell. Die offizielle
Vorstellung der ersten Prototypen erfolgte 1939 auf der IAA in Berlin. Sie
fanden großen Anklang, und mit nur sechs Mitarbeitern begann daraufhin die
Produktion. Schnell erkannte auch die damalige Regierung die Bedeutung dieser
Modelle für die technische Ausbildung der Fahrer, die im Dienste des Heeres
standen. Deshalb wurde Höhm über den Kriegsausbruch 1939 hinaus mit der
Herstellung und Lieferung der Fahrgestell-Modelle an die Wehrmacht beauftragt.
Bald nach dem Krieg wuchs die Hoffnung der Bürger auf ein eigenes Auto, überall
entstanden neue Fahrschulen. Neben diversem Lehrmaterial gehörten die
Funktionsmodelle bald zur technischen Grundausstattung.
Doch das Geld war knapp und manch ein Fahrlehrer versuchte noch durch selbst
hergestellte Lehrmittel kostspielige Ausgaben zu umgehen. Ein Mannheimer
Fahrlehrer beispielsweise rüstete sogar ein originales Fahrgestell mit einer
Fernsteuerung aus, mit deren Hilfe man alle ausgeübten Funktionen vom
richtigen Cockpit aus auf ein kleines Modellauto übertragen konnte. Für ein
solches Fahrgestell von Höhm hätte man 1954 circa 600 DM anlegen müssen, etwa
das Doppelte eines durchschnittlichen Monatsverdienstes. 1959 waren es dann
schon 910 DM, die sich bis 1991 auf mehr als 4000 DM erhöhten. Über 7000 dieser
meisterlichen Kleinode wurden von der Firma Degener vertrieben (davon circa 1000
schon vor dem Krieg). Waren zu Anfang nur drei bis sechs Mitarbeiter mit der
Herstellung der Modelle beschäftigt, arbeiteten später rund 35 Angestellte
daran. Auch in Ausbildungsberufen des Kfz-Handwerks bediente man sich gerne der
Funktionsmodelle.
KONSTRUKTION Damit sich die Räder des Lehrfahrgestells frei drehen können, steht es auf
Stützen, die auf einer Holzplattform verschraubt sind. Je nach Typ und
Ausführung kann man die mechanischen Funktionen per Kurbel in Bewegung setzen
oder man überlässt diese Arbeit dem elektrischen Antrieb, der einst gegen
Aufpreis erhältlich war. Von der Bewegung der Kolben im Motor und der
Kraftübertragung über die Kupplung auf die Kardanwelle kann der Fahrschüler jede
einzelne Funktion bis zur gefederten Hinterachse verfolgen. Da alle Aggregate
aufgeschnitten sind, erlauben sie Einblicke ins innere, selbst bei der
Bremstrommel. So lässt sich die Technik des Automobils auf einfachste Art und
Weise anschaulich begreifen - und das ist wörtlich zu nehmen, denn der Schüler
kann selbst Hand anlegen. Neben diesen kompletten Fahrgestell-Modellen gibt es
auch solche, an denen nur die Funktion eines Aggregates demonstriert werden
kann, etwa Lenkung oder Motor. Die Höhm-Modelle beherrschten nach Aussage des
ehemaligen Besitzers Emil Höhm, einem Sohn des Firmengründers, circa 60 bis 70
Prozent des Marktes. Der gute Ruf reichte selbst ins Ausland, größere
Stückzahlen gingen unter anderem nach Spanien und Finnland. Allein nach
Indonesien sollen 1954 tausend Modelle exportiert worden sein.
FORMETA Ähnlich den Höhm-Modellen sind jene, die am Kühler das Kürzel VVR (für
Verkehrsverlag Remagen) tragen. Ihr Ursprung liegt bei Fritz Fortenbacher, der
1950 eine Fahrschule gründete und - ab 1960 unter der Bezeichnung FORMETA -
ebenfalls Funktionsmodelle produzierte. Sie unterscheiden sich durch größere
Abmessungen und in optischen Details von den Höhm-Modellen. Ihre Bedienung
erfolgt von einem Armaturenbrett aus, an dessen Schaltern sich Zündung, Licht
und Blinker steuern lassen. 1974 wurde FORMETA als Fertigungsbetrieb in die
Graumann GmbH & Co KG integriert und firmiert seit 1995 als Formeta Fridolin
Weber, Sinzheim. Auch heute haben viele Fahrschulen derartige
Funktions-Lehrmodelle in ihrem Fundus, leider jedoch oft als unbeachtetes
Schaustück eingestaubt im Hintergrund oder als Dekoration im Schaufenster, denn
für die moderne Fahrschulausbildung werden die reizvollen Modelle nicht mehr
verwendet. Für den Fahrlehrer größerer Gruppen ist es sicher einfacher,
technische Funktionen eines Fahrzeugs am Tageslichtprojektor mit Folien zu
erklären, die heutzutage sogar mit beweglichen Elementen lieferbar sind. Ob sie
aber auch denselben Aufforderungscharakter haben wie ein mechanisches Modell?
Aufgrund ihrer nun doch schon langen Geschichte, ihrem nostalgischen Design
und der aufwändigen handwerklichen Machart sind die Funktionsmodelle auch für
Sammler alter Technik interessant geworden.
ENTWICKLUNGEN Das Lehrmodell „Fahrgestell", das auf einer Holzkonsole montiert ist, wurde auf
den ersten Bück jahrzehntelang in seinen Grundzügen beibehalten, erfuhr aber
immer wieder einige Verbesserungen und vor allem technische
Modernisierungsmaßnahmen. So wechselte die Frontmaske, gab es den gläsernen
Motor, und die vordere Starrachse mit Blattfedern musste einer
Einzelradfederung mit Schraubenfedern weichen. Deutlich erkennt man, dass der
Opel Admiral beziehungsweise nach dem Krieg der Opel Kapitän für das frühe Höhm-Lehrmodell Pate gestanden haben muss. Eindeutig sind die Kühlermaske mit
der Zeppelin-Kühlerfigur, Stoßstangen und sogar der 6-Zylinder-Motor dem großen
Opel nachgebildet. Die Beleuchtungsanlage baute Höhm selber unter Verwendung
von Teilen der Firma Union, die Fahrradlampen herstellte. Wie beim richtigen
Auto lassen sich Stand-, Abblend- und Fernlicht schalten. Die technischen Teile
des Antriebs können manuell über eine „Anlasserkurbel" oder (gegen Aufpreis)
von einem Elektromotor in Bewegung gesetzt werden. Durch die aufgeschnittene
Kupplungsglocke fällt der Blick auf die durch Pedaldruck zu betätigende
Kupplung. Selbst das einsehbare Getriebe lässt sich schalten und gibt die Kraft
an die Kardanwelle weiter, die ihrerseits am aufgeschnittenen Differential
angeflanscht ist. Selbstverständlich sind die Trommelbremsen, Bremspedal und
Seilzüge funktionstüchtig einschließlich der Handbremse, die wie beim VW-Käfer
über einen Knopf wieder zu entriegeln ist. Der Anlasser greift auf Druck in die
Schwungscheibe. Die Funktionsweise der Lenkung kann beim Betätigen anhand eines
offenen Lenkgetriebes betrachtet werden. Selbst an einen herausziehbaren
Ölmessstab hat man gedacht. Ein weiteres liebevolles Detail: die als Kralle
geformte Auspuffanlage. Bestand die Kühlerhaube des „Kapitän" noch aus , so ist
die Front des späteren - und größeren - Modells aus Polyester gefertigt und der
modernen Zeit angepasst mit integrierten Scheinwerfern mit edlem Chromring.
Die Kühlermaske ähnelt nun mehr einem Peugeot 403 als einem Opel. Die Mitte des
Kühlergrills an dieser angedeuteten Pontonkarosserie ziert das Höhm-Wappen.
Plastik ist das neue Material der 50-erJahre und wird auch bei den
Funktionsmodellen verwendet. Im gläsernen Modell - der Größe wegen nur eines
Vierzylinders - erkennt man Kipphebel, Ventile, Kolbenringe und Kurbelwelle.
Wird all das vom (versteckten) Elektromotor mittels (Keil-) Riemen in Bewegung
gesetzt, zeigen rote Lämpchen im Motor sogar die jeweils zündende Kerze an.
„Während der Fahrt" lässt sich kuppeln und schalten. Besonders interessant und
selten zu finden sind jene Modelle, die wohl nicht für zivile Zwecke gebaut
wurden, weisen sie doch Tarnscheinwerfer und zuschaltbaren Allradantrieb auf.
Grundlage hierfür bildete das Zivilmodell, das lediglich um die erwähnten Teile
inklusive eines Nato-Lichtschalters erweitert wurde. Die Frontmaske in roter
Lackierung blieb dabei unberührt.
TÜV Wie richtige Autos mussten auch die Modelle während ihres Dienstes im
Lehrbetrieb der Fahrschule regelmäßig eine Untersuchung durch den TÜV über sich
ergehen lassen. Dabei wurden sie auf Funktion und Ausstattung gemäß StVO
überprüft und bekamen ihren Segen in Form eines Stempels. Auch wenn die
Fahrgestellmodelle heute nicht mehr zur Pflichtausrüstung einer Fahrschule
gehören, sind sie unbedingt erhaltenswert. Kaum vorstellbar, dass so etwas der
Vernichtung preisgegeben wird, und doch habe ich die mechanischen Kleinode
selbst schon in teils erbarmungswürdigem Zustand beim Schrotthändler entdeckt.
Deshalb - wenn man von der geplanten Auflösung (oder Übernahme) einer Fahrschule
hört - einfach mal nachhaken. Vielleicht hat man Glück und kann sich eines der Modelle
sichern. Es braucht zwar eine Menge Platz, aber erweist sich als dekorativer Hingucker und zeigt ein Stück verständlicher Autotechnik von früher.
Die wichtigsten Eckdaten:
1928 |
Gründung einer Automobil- und
Maschinenwerkstatt in Letmathe am Bahnhof, mit Schwerpunkt auf
Auto- und Maschinenreparaturen.
Firmierung: Emil Höhm, Maschinen- und Apparatebau |
1935 |
Produktionserweiterung durch die
Fertigung von Maschinenteilen und Apparaten der Feinmechanik.
Herstellung erster Flugmotoren für die Fa. Focke Wulff |
1940 |
Während des Krieges Herstellung
von Automobil- und Lokomotivteilen
Beginn mit der Fertigung von kraftfahrttechn. Lehrmodellen für
die damalige Wehrmacht |
1947 |
Durch die Nachkriegsmotorisierung und dem
Boom der Fahrschulen wurden fast ausschließlich Lehrmodelle der
Kraftfahrzeugtechnik, wie kompl. Fahrgestelle (bis heute ca. 12.000
Stück), Motoren, Getrieben, Achsen, Zündung und Turbolader in Serie
gefertigt. Hinzu kamen später Lehrmodelle von Kraftmaschinen,
Flugzeug-Strahlturbine, Wasserturbine und Dampfmaschine. |
1952 |
Umzug in neue, eigene Betriebsräume nach
Iserlohn Oestrich
Heutiger Hauptsitz der Fa. ALTEC e.K. |
1972 |
Übernahme durch Herrn Emil Höhm jun. |
1985 |
Betriebsübergabe auf den Nachfolger D.
Wiemann, Hohenlimburg, und Umfimierung in Emil Höhm-Techn. Gerätebau".
Ergänzung durch Lehrmodelle Styro-Plott und Robotor für die Ausbildung . |
01.10.1996 |
Betriebsübernahme durch die Firma ALTEC,
Salvatore Altieri, und Erweiterung der Produktion durch Konstruktion,
Fertigung und Vertrieb von Sondermaschinen, Aluminiumprofilsystemen,
Etikettieranlagen und Steuerungsbau . |
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